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Interview mit Rüdiger Adamy „Finanzplanung und Preiskalkulation im Onlinehandel“
Herr Adamy bitte erzählen Sie unseren Leser etwas über sich und Ihren Werdegang.
Mein Name ist Rüdiger Adamy und ich habe meine Karriere mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Kreuznacher Volksbank in Bad Kreuznach begonnen. Danach habe ich mich durch Seminare weiter qualifiziert und 1970 meine erste Vorstandsstelle in Bad Neustadt a.d.Saale angetreten. Danach war ich noch im Vorstand in Barsinghausen und in Brandenburg a.d.Havel.
Sie sind bereits seit 2004 ehrenamtlicher Berater bei den Wirtschaftssenioren Hannover und begleiten in diesem Rahmen auch Existenzgründer, was sind Ihrer Meinung nach die Ecksteine einer soliden Finanzplanung?
Meines Erachtens gibt es 3 Ecksteine wie Sie es nennen:
1. Einen Geschäftsplan (Prosa) in dem der Gründer möglichst konkret beschreibt, was Er/Sie vor hat, und auch wie Er /Sie es Tun will.
2. Die eigentliche Finanzplanung (bestehend aus Kostenplanung, Umsatzplanung und Liquiditätsrechnung
3. Einem Aktivitätenplan, der als „To-Do-Liste“ alle Arbeitsschritte bis zur Geschäftseröffnung auflistet, aber auch die Kundenakquisition steuert (also Wie wähle ich meine Wunschkunden aus, Was sage ich, Wie spreche ich sie an, Wie fasse ich nach).
Wie wichtig ist das Thema Preiskalkulation bei einer Existenzgründung?
Ein eigene Preiskalkulation ist sehr wichtig, entwickelt auf der Basis eigener Planzahlen, später dann auf der Basis eigener Ergebniszahlen ist um vieles Besser, als fremde Preise, zu übernehmen oder zu schätzen. Die eigene Kalkulation erhöht die Identifikation mit dem eigenen Unternehmen, Preise werden dann auch besser verteidigt!
Ihrer Vita nach, waren Sie auch Kreditsachbearbeiter. Was würden Sie einem/einer Existenzgründern/innen vor dem Termin bei der Bank – zwecks Vorstellung des Businessplans – mit auf den Weg geben?
Eine intensive Vorbereitung ist unerlässlich; Rückfragen zum Text, wie zu den vorgelegten Zahlen müssen beantwortbar sein. Es sollten alle Textpassagen mit den Zahlen zusammenpassen. Der
Bankberater muss den Eindruck gewinnen, dass der Gründer und sein Umfeld hinter der Idee stehen!
Was denken Sie, was die größten finanziellen Fehler sind, die Unternehmensgründer/innen begehen?
Viele Gründer unterschätzen den Zeitbedarf von der ersten Akquisition bis zum ersten Umsatz, der auf dem Konto eingeht. D.h. Akquisitionen laufen nicht so erfolgreich wie gedacht, Umsätze
kommen später als gedacht. Die Folge die Kreditmittel (für Kostenvorlauf und Warenlager) reichen nicht aus, es gibt oft keine Reserven.
In Ihrer Zeit als Vorstandsmitglied bzw. Vorstandssprecher bei verschiedenen Banken, waren Sie u.a. auch verantwortlich für das Ressort Kredit. Haben Sie aus dieser Zeit bestimmte Risiken/Muster beobachtet, die Unternehmen häufig in Schieflage gebracht haben?
Viele Unternehmer sind sorglos, wenn es anfänglich recht gut läuft; sie akquirieren nicht zeitig genug ihre Anschlussaufträge, Andere sind voll im Tagesgeschäft verhaftet, denken nicht mehr
unternehmerisch (Also Beispiel: was war gut, was war schlecht? Was muss ich nächste Woche tun?) Und…..häufig zu hohe Privat-Entnahmen.
Welche Tipps würden Sie Menschen geben, die sich gerade im Moment mit dem Gedanken beschäftigen, einen Onlinehandel zu gründen?
Welche Charaktereigenschaften sollte man als selbstständige/r Unternehmer/in mitbringen, um sich behaupten zu können?
Belastbarkeit ist wichtig, besonders bei einer 50 Stunden Woche; Beharrlichkeit wenn nicht alles nur gut läuft; Findig und Phantasievoll um Kunden zu gewinnen und neue Produkte entwickeln.
Herr Adamy wir danken Ihnen für das Interview.