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Interview mit Jürgen Welk „Geschäftsideen entwickeln und planen“
Herr Welk bitte erzählen Sie unseren Leser etwas über sich und Ihren Werdegang.
Ich habe seit über 40 Jahren in verschiedenen Firmen in den Bereichen Werbung, Marketing und Leitung von Business Units gearbeitet. In den letzten 25 Jahren bei Bosch in Hildesheim, wo wir Radios, Navigationsgeräte und Cockpit-Systeme entwickelt und vermarktet haben.
Wie wichtig ist das Thema Marketing generell bei einer Existenzgründung?
Außerordentlich wichtig, denn Marketing bedeutet ja – vereinfacht ausgedrückt – , dass man marktgerechte, also verkaufbare Produkte oder Dienstleistung entwickelt und anbietet. Und wenn dies nicht gewährleistet ist, besteht für Gründungen natürlich kaum eine Chance zu überleben.
Sie sind Dozent für Marketing an der Buhmann Schule Hannover, was sind die Tragpfeiler einer guten Marketingstrategie speziell bei einer Existenzgründung?
Zum einen ist das eine gute Marktanalyse, bei der man sich viel Zeit lassen sollte: Welche Produkte, zu welchen Preisen mit welchen Eigenschaften gibt es schon und wie bewerten Kunden in den Sozialen Medien das vorhandene Angebot? Und, mit die wesentlichste Frage, was kann ich mit meiner Gründung mehr bieten, wie kann ich mich vom Wettbewerb unterscheiden?
Was denken Sie, was die größten Fehler im Marketing sind, die Unternehmensgründer/innen begehen können?
Ich nenne in meinen Gründerberatungen immer 4 Fehler, die meistens gemacht werden.
1. Schnell drauflos gründen, sich also nicht genug Zeit für die Vorbereitung nehmen
2. Keinen handfesten, kompletten Businessplan erarbeiten
3. Sich selber als Maß aller Dinge nehmen und nicht vom Markt heraus denken.
4. Eine lückenhafte Finanzplanung ohne Reserven.
Sie sind ehrenamtlicher Berater bei den Wirtschafts-Senioren Hannover und begleiten in diesem Rahmen auch Gründer/innen. Können Sie Kennzeichen erfolgreicher Existenzgründungen benennen?
Erfolgreiche Gründer vermeiden die eben genannten Fehler, lassen sich von Experten beraten und informieren sich gründlich. Darüber hinaus überprüfen sie fortlaufend, welche Fehler sie machen und suchen ständig nach Möglichkeiten der Verbesserung.
Eines Ihrer Seminare trägt den Titel: „Service im Onlinehandel“. Welchen Stellenwert räumen Sie dem Service im Onlinehandel ein, der doch im Grunde genommen recht unpersönlich ist?
Ich bin nicht der Meinung, dass Service im Onlinehandel unpersönlich ist. Kunden, die sich durch den Verkaufsprozess hangeln, haben an verschiedenen Stellen den Bedarf, Informationen oder Unterstützung zu bekommen. Man muss sich also genau in die Kunden hinein versetzten und bei der Gestaltung und bei den Abläufen der Seiten auf alles vorbereitet sein, was ein Kunde wissen möchte und ihm diese Information sofort zugänglich zur Verfügung stellen – also auf seine persönlichen Bedürfnisse eingehen.
Ihrer Vita nach, waren Sie auch als Marketingleiter bei Bosch/Blaupunkt tätig. Was würden Sie einem/einer Existenzgründern/innen raten, nach welchen Kriterien man eine Agentur auswählen sollte, die einem beim Marketing unterstützen soll?
Als Neuling mit einer Agentur zusammen zu arbeiten ist nicht leicht. Wichtig sind m.E. folgende Punkte:
1. Die Chemie muss stimmen und die Agentur muss in der Lage sein, die nicht immer leicht verständlichen Themen rund um das Thema Internet-Vermarktung so zu erklären, dass man sie auch als „Normalbürger“ versteht“
2. Keinen Vertrag oder auf jeden Fall keinen langfristigen Agenturvertrag unterschreiben
3. Bei der Beauftragung unterscheiden in „lfd. Arbeit“, z.B. für die Implementierung und den Test von Updates zu einer festen Monatspauschale, und dann in Projekte (Einzelaufgaben), für die die Agentur schriftlich einen festen Preis abgeben muss, der um max. 10 % überschritten werden darf.
4. Projekte, die der Vermarktung dienen, möglichst nur starten, wenn mit der Agentur feste Zielzahlen und Reports darüber vereinbart wurden. Zum Beispiel für die Anzahl der Klicks, Verweildauer auf den Seiten oder Ähnliches.
Welche Tipps würden Sie Menschen geben, die sich gerade im Moment mit dem Gedanken beschäftigen, einen Onlinehandel zu gründen?
Machen Sie sich erst einmal schlau, was zu klären und vorzubereiten ist. Das ist gar nicht so teuer und zum Beispiel bei Hannover Impuls oder den bereits erwähnten Wirtschafts-Senioren möglich, die ehrenamtlich nur für eine geringe Kostenerstattung beraten. Natürlich kann man auch mein Seminar bei M3 E-Commerce besuchen.
Welche Charaktereigenschaften sollte man als selbstständige/r Unternehmer/in mitbringen, um sich behaupten zu können?
Als Unternehmer sollten sie „Biss“ mitbringen, in der Lage sein, sich jeden Tag immer wieder selbst zu motivieren und Augen und Ohren ständig im Markt und bei Ihren Kunden haben, denn dort fallen die Entscheidungen, ob sie erfolgreich sind oder nicht.
Herr Welk wir danken Ihnen für das Interview.