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Zalando – die Entstehung eines deutschen Online-Riesens
Wir schreiben das Jahr 2008. David Schneider und Robert Gentz gründen im Oktober den Onlinehändler Zalando.
Die beiden ehemaligen Studenten haben sich in den Kopf gesetzt, einen Schuhladen im Internet zu etablieren. Verkauft wurde aus dem büroeigenen Keller heraus. Zu Beginn gibt es nur ein kleines Sortiment an Schuhen. Die Produkte wurden eigenständig verpackt und zur Post gebracht.
Das Konzept ist umstritten. Kann man Schuhe online verkaufen? Die Kunden möchten doch ihre Schuhe anprobieren und die Beschaffenheit fühlen?
Doch die beiden Studenten lassen sich nicht beirren und haben das Glück schnell Investoren zu finden, die an ihre Idee glauben.
Dabei hilft ihnen eine Freundschaft aus der Unizeit. Denn die Gründer von Zalando besuchten genauso wie die Gründer von Rocket Internet, die Samwer-Brüder, die WHU – Otto Beisheim School of Management. Gemeinsam mit dem Samwer-Brüdern und einem weiteren Weggefährten aus der Studium Rubin Ritter, verfolgten sie von nun an die Vision Europas führende Online-Plattform für Mode aufzubauen.
Was macht Zalando so erfolgreich?
Angefangen hat Zalando mit einem vermeintlichen Nieschenprodukt in der Mode – Schuhe. Aber schnell wurde klar, dass es nicht dabei bleiben wird. In kurzen Zeitabständen kommen Produkte aus den Bereichen Bekleidung und Accessoires hinzu.
Und auch die Zielgruppe erweitert sich. Wenn am Anfang vorwiegend Frauen zur Stammkundschaft gehört haben, so treten nach und nach Männer und Kinder in der Fokus des Onlinehändlers.
Erst kürzlich hat einer der Geschäftsführer von Zalando, Rubin Ritter, bestätigt, dass die Retourenquote bei Zalando bei etwa 50% liegt und nicht wie im Markt spekuliert bei 70-80%. Auch wurde in diesem Zusammenhang nochmal darauf hingewiesen, dass das Zurückschicken von Produkten bei Zalando auch in Zukunft einfach und kostenfrei bleiben wird. Ritter gab zu, dass Retouren teuer sind. Der Onlinehändler trägt die Kosten und muss alle Kleidungsstücke aufbereiten. Das sei jedoch Teil der Kalkulation bei Zalando.
So macht Zalando früh viel richtig:
Ist nicht alles Gold, was glänzt
Zalando steht dennoch in der Kritik. Nicht nur die Samwer-Brüder, mit ihrem Inkubator Rocket Internet, haben den Ruf, Unternehmen schnell aufzubauen, um sie noch schneller gewinnbringend abzustoßen. Auch Zalando steht wegen schlechten Arbeitsbedingungen in ihren Logistikzentren und dem hohen Erfolgsdruck, der auf die Mitarbeiter ausgeübt werden soll, immer wieder in der Kritik.
So berichtete der Privatsender RTL 2014 über die Arbeitsbedingungen im Logistikzentrum in Erfurt. Hier hatte sich die Journalistin Caro Lobig, mit Unterstützung des Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff, als Lagerarbeiterin einstellen lassen. Sie berichtete, dass sie während einer Schicht (8 Stunden) zum Teil 27 Kilometer zurücklegen musste und nach einigen Wochen mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte.
Auch sollen die Pausen der Mitarbeiter zu pauschalen Diebstahlkontrollen genutzt worden sein und generell eine „Stimmung der ständigen Überwachung“ geherrscht haben. Ein in dem Beitrag eingeblendeter Arbeitsrechtler bewertete die Geschehnisse, als nicht mit dem deutschen Arbeitsrecht vereinbar.
Zalando reagierte im Gegensatz zu vorherigen Vorwürfen, sehr schnell. Und das nicht nur in den sozialem Medien. Zusätzlich hat das Unternehmen, nach eigenen Angaben, ein Projektteam ins Leben gerufen, dass die Kritik untersuchen soll. Dazu möchte der Onlinehändler mit den zuständigen Behörden zusammenarbeiten und die externen Dienstleister, die in vielen Fällen für das operative Geschäft in den Logistikzentren zuständig sind, strikter kontrollieren.
Die Zukunft des Onlinehandels wird Multichannel
Zalando hat sich zu einem europäischen Modeimperium entwickelt und verzeichnet jedes Jahr hohe Umsatzzuwächse. Im letzten Jahr setzte der Onlinehändler in seinen 17 Ländermärkten gut 6 Milliarden Euro um. Auch wenn der Gewinn, wegen der kostspieligen Expansionspolitik des Unternehmens, gering ausfällt, kann man davon ausgehen, dass Zalando weitere Märkte und Bereiche des Handels ins Visier nimmt.
So möchte Zalando weiterhin die Messlatte definieren. Der Onlinehändler möchte nicht nur ein Webanbieter für Mode sein, sondern viel mehr eine Plattform. Das heißt, der Konzern möchte z.B. Marken, Designern, Händler, aber auch Unternehmen und Content-Provider wie Blogger die Möglichkeit bieten, sich an Zalando anzuknüpfen. Damit schafft Zalando ein „Netzwerk der Mode“, das für allen Beteiligten eine Win-win-Situation darstellen soll.
Frei nach dem Amazon-Modell, winken Zalando durch Provisionen und den Serviceleistungen nette Margen. Zudem nimmt Zalando bei den Verhandlungen mit potenziellen Partnern durch die 4,1 Milliarden Visits pro Jahr, eine komfortablen Verhandlungsposition ein.
Die Zeit wird zeigen, welchen Weg der deutsche Online-Riese gehen wird. Auch wird interessant zu sehen sein, wie der stationäre Handel und der Wettbewerb wie Otto & Co. auf die Expansionsziele des Branchenprimuses reagieren wird. Es bleibt also spannend.